Bronze aus dem Nichts – Ein Tag voller Überraschungen bei der Deutschen Meisterschaft im Bahngehen
- Ralf Zimmermann
- 4. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Manchmal schreibt der Sport seine ganz eigenen Geschichten und dieser Wettkampftag in Hildesheim war einer davon.
Mit Platz 3 bei den Deutschen Meisterschaften im Bahngehen über 5000 m, hätte ich im Traum nicht gerechnet.
Die Meldezeiten der 4 von insgesamt 7 Teilnehmern, waren durchweg schneller als meine Qualifikationsleistung, welche ich auch erst in letzter Minute, durch einen zusätzlichen Wettkampf in Delmenhorst erreichen konnte. Ohne diesen Lauf hätte meine letztjährige Zeit von der Hessenmeisterschaft für die Teilnahme nicht ausgereicht.
Der Wettkampftag selbst empfing uns mit strahlender Sonne – ein herrlicher Tag für Zuschauer, aber für mich als Geher etwas zu warm, um persönliche Höchstleistungen zu erwarten.
Ich ging mit einer realistischen, vielleicht sogar etwas skeptischen Einstellung an den Start.
Mein Ziel war es, eventuell Platz 5 zu erreichen. Eine Medaille? Utopisch, so schien es zumindest.
Doch der Sport ist voller Überraschungen.
Von Beginn an fühlte ich mich erstaunlich leicht.
Die Umstellung meines Gehstils, dank individuellem Techniktraining mit Reinhard aus Hildesheim, zahlte sich aus. Ich konnte einen deutlich schwungvolleren, ökonomischeren Stil gehen, der mir mehr Sicherheit und Rhythmus verlieh.
Doch dann kam ein Moment, der mir heute noch leid tut: Bei Kilometer 1,5 lief ich auf Reinhard auf, verschätzte den Abstand und trat ihm auf die Ferse. Ich brachte ihn kurz aus dem Tritt. Es war mir unangenehm, zumal er nicht nur ein Freund, sondern auch mein Techniktrainer war. Zum Glück konnte er seinen Wettkampf fortsetzen.
Ich sammelte mich und konzentrierte mich wieder auf mein Rennen. Runde um Runde wuchs das Vertrauen in meinen Schritt und plötzlich merkte ich: Ich war auf Medaillenkurs!
Als ich schließlich nach 5000 m als Dritter ins Ziel kam (hinter den starken Eckart Apel und Dick Gnauck), war ich überwältigt.
Bronze!
Und das mit nur 12 Sekunden Rückstand auf Silber.
Diese Medaille hat für mich einen ganz besonderen Wert. Nicht nur, weil sie unerwartet kam, sondern auch, weil sie meine Entwicklung in diesem Jahr widerspiegelt. Nach dem Hallen-Bahngehen der DM, bei dem ich zwar Silber holte, aber gleich vier rote Karten für Technikverstöße bekam, war mein Selbstvertrauen angeknackst. Damals waren wir nur drei Starter, und mein direkter Konkurrent wurde in der vorletzten Runde disqualifiziert. Das Ergebnis fühlte sich damals nicht verdient an – heute ist das anders.
Wenn ich nun auf das Wettkampfjahr 2025 zurückblicke, darf ich mit Stolz sagen: Ich habe alle drei Farben getragen – Gold bei der HM über 3000 m in Kehlbach, Silber bei der DM Halle über 3000 m – und nun Bronze bei der DM über 5000 m im Freien.
Und das Beste: Ich habe wieder richtig Lust auf mehr. Denn manchmal sind es genau diese unerwarteten Tage, die uns zeigen, dass im Sport – wie im Leben – alles möglich ist.
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